Noch vor weniger als hundert Jahren konnte man bei einer Reise durch das Hinterland von Málaga nicht sicher sein, ob man nicht von den berüchtigten Bandoleros überfallen wird. Bandoleros hiessen die Banditen, die in einigen Gebieten Spaniens und ganz speziell in der Serranía de Ronda und Andalusien den Ton angaben. Aufgrund ihrer Aktivitäten werden die Bandoleros von einigen auch als die Piraten der Berge bezeichnet.
Der König der andalusischen Straßenräuber – El Tempranillo (1805 – 1833) – drückte es einmal folgendermassen aus: „In Spanien herrscht der König, doch das Gebirge regiere ich.“
Ronda: Die Hauptstadt der Bandoleros
Die Hauptstadt der andalusischen Bandoleros ist das Bergdorf Ronda. Hier kämpfte einer der bekanntesten andalusischen Bandoleros José Ulloa Navarro „El Tragabuches“ in der als heute ältesten Stierkampfarena Spaniens geltenden Stierkampfarena von Ronda als Torero, bevor er zu einem der berüchtigten Banditen Andalusiens wurde.
Durch Ronda kamen die berüchtigsten Banditen, wie José Pelagio Hinojosa Cobacho alias „El Tempranillo“, José Ulloa Navarro „El Tragabuches“, Joaquín Camargo Gómez, “El Vivillo”, Francisco Ríos González, “El Pernales”, Diego Corriente Mateos, Juan José Mingolla Gallardo „Pasos Largos“ oder Juan Caballero “ El Lero „.
Die spanischen Robin Hoods in der Serranía de Ronda
Bereits zu Lebzeiten galten einige der Bandoleros als ehrhafte Banditen. Sie waren so etwas wie die andalusischen Robin Hoods. Das erklärt auch den Umstand, dass diese Strassenräuber auch 100 Jahre nach ihrer Existenz immer noch gefeiert werden.
Es heisst, dass die Bandoleros nur die Reichen ausraubten und sogar an die Armen spendeten. Durch ihre Überfälle und Aktivitäten schufen sie so etwas wie einen sozialen Ausgleich. Auch wurden ihnen Manieren nachgesagt. So heisst es, dass der Bandolero El Tempranillo den Damen die er ausraubte, den Ring stets mit einem Handkuss und einem Kompliment abnahm, wenn er ihnen sagte: „Eine solch schöne Hand bedarf keines Schmucks“.
Jährliches Fest zu Ehren der andalusischen Banditen in El Burgo
Pasión Bandolera heisst das Fest zu Ehren der Bandoleros, das Mitte Oktober 2016 bereits zum fünften Mal im kleinen Bergdorf El Burgo ganz in der Nähe von Ronda ausgetragen wurde. Aufgrund seines grossen Anklangs kann man gewiss sein, dass es wohl noch viele weitere Editionen dieses Spektakels geben wird.
Highlights der Pasión Bandolera in El Burgo
Das Fest zieht sich über drei Tage. Herzstück der Festlichkeiten ist ein präparierter Bereich neben der Dorfbühne. Der Besucher findet hier zahlreiche kleine Tavernen. Als Sitzplätze dienen Holzstühle und Strohballen und Schilfdächer schützen den Gast vor der Sonne. Bier, Wein und Speisen werden in Tonbehältern gereicht.
Esel laufen durch das Gelände und ein Grossteil der Besucher ist in traditioneller Bandolero-Kluft unterwegs. Wer schnell erschreckt, sollte sich jedoch auf einiges gefasst machen. Denn die Bandoleros geben immer wieder Salven aus ihren Donnerbüchsen ab, die hier Trabucos heissen.
Über den ganzen Tag verteilt finden Live-Aufführungen statt, die Szenen aus der legendären Banditenvergangenheit nachspielen. Das Ambiente ist mit viel Liebe nachgestellt und Schauspieler sowie Utensilien wirken sehr authentisch.
Video zur Promotion des Fests Pasión Bandolera in El Burgo (2016):
Hier geht’s zum Fotoalbum der Pasión Bandolera 2016 in el Burgo auf der Facebookpage von Málaga Guide.
Im Gebiet der Banditen
Die Hauptbrennpunkte der Banditen in Spanien waren in folgenden 4 Gebieten:
- Katalonien
- Galizien
- Montes de Toledo
- Andalusien
In Andalusien waren die Strassenräuber vor allem in der Serranía de Ronda und in den angrenzenden Gebieten wie der Sierra de Grazalema und der Sierra de las Nieves unterwegs. So kamen sie auf ihren Streifzügen durch die Orte Casares, Gaucín oder Setenil de las Bodegas. Die in die Höhlen gebauten Häuser im weissen Dorf Setenil de las Bodegas erwecken übrigens auch heute noch den Eindruck von Räuberhöhlen. Manche Bandoleros führte es sogar bis ins Bergdorf Arcos de la Frontera in der heutigen Provinz Cádiz, das als Hauptstadt der weissen Dörfer gilt.
Vorsichtshalber immer genügend Bares bei sich tragen
Wer an seinem Leben hängt, solle vorsichtshalber immer genügend Bares bei sich führen, wenn er sich auf den verschlungenen Weg nach Ronda aufmache, riet der US-Reiseschriftsteller Richard Ford seinen Lesern in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Denn in den tiefen Schluchten, in den Steineichenwäldern und auf den schmalen Pfaden durch die endlosen Olivenhaine bot sich den Räubern genügend Angriffsfläche, um die Reisenden ihrer Habseligkeiten zu entledigen.
Dem Strassenräuber El Tempranillo sagte man gar nach, dass er an einem Morgen bis zu 110 Reisende ausrauben konnte, die auf dem Weg zum Volksfest nach Ronda waren. Sicher übertrieben hier einige Gastwirte gerne etwas. Trotzdem war die Gefahr real. So real, dass manche adrenalinsüchtigen Edelmänner gar mit der Gefahr kokettierten und extra etwas mehr Bargeld einsteckten, in der Hoffnung, dass man sie überfiele, so dass sie anschliessend damit prahlen konnten. Manche waren sogar enttäuscht, wenn sie unterwegs verschont blieben.
Pasos Largos: Der letze andalusische Bandit
Am 23 August 1916 konnte der berüchtigte Bandolero Pasos Largos aufgrund des Verrats der Frau eines Ziegenhirts von den zuständigen Behörden festgenommen werden. Nachdem er in seinem Versteck angeschossen wurde, rettete er sich jedoch zunächst schwerverletzt bis in seine Lieblingsbar Café Sibajas in Ronda. Hier beschloss er, sich endgültig zu stellen.
Nach seiner Verhaftung erkrankte er an seiner aus dem Kubakrieg eingeschleppten Tuberkulose (Pasos Largos leistete zwischen 1895 und 1898 Militärdienst in Kuba). 1932 wird er schliesslich als 59jähriger aus der Haft entlassen. Über einen Bekannten aus alten Tagen bekommt er nach seiner Entlassung einen Job auf einer Finca. Pasos Largos ist jedoch nicht für diese Arbeit geschaffen und so stiehlt er als über Sechzigjähriger eine Schrotflinte in einem angrenzenden Hof und schlägt sich noch einmal in die Berge, um das zu tun was er schon immer getan hat: Nämlich dem Leben eines Bandolero zu frönen.
Am 18 März 1934 können ihn vereinte Sicherheitskräfte aus den angrenzenden Ortschaften Arriate, Igualeja, Serrato, El Burgo, und Cuevas del Becerro in einer Höhle in der Sierra Blanquilla stellen. Sie stellten ihn vor die Wahl, dass er entweder aufgeben könne oder sie seinem Leben gewaltsam ein Ende setzen würden, worauf er antwortete: „Pos máteme“ (Dann bringt mich doch um)
Der Schusswechsel endete tödlich.
Das Bandolero-Museum in Ronda
Wer mehr über das Leben und Treiben der andalusischen Bandoleros erfahren möchte, der kann das Bandolero-Museum in Ronda besuchen:
Adresse:
- Museo del Bandolero, C/Armiñan, 65 – 29400 – Ronda (Málaga)
Öffnungszeiten:
- Frühling und Sommer: 11:00 bis 20:30 Uhr
- Herbst und Winter: 11:00 bis 19:00 Uhr
Das Museum ist täglich geöffnet. Laut Museumsseite auch an Sonn- und Feiertagen.*
(Öffnungszeiten des Bandolero-Museum bitte vorher telefonisch oder per E-Mail bestätigen lassen.)
Kontakt:
- Telefon: 952 877 785
- E-Mail: museo@museobandolero.com
Offizielle Webseite: