Andalusien ist die Wiege des Flamenco!
1. Woher kommt der Flamenco?
Etwas zur Geschichte / Wie alt ist er?
Der Flamenco wurde im Süden Spaniens über die Jahrhunderte mündlich weitergegeben. So existieren keine schriftlichen Belege über seine Entstehung und Verbreitung.
Spezialisten aus Anthropologie, Kulturgeschichte und fachkundige Museumsdirektoren sind jedoch aufgrund intensiver Nachforschungen zu dem Schluss gekommen, dass sich die Seele des dieses Tanz- und Musikstils aus unzähligen Komponenten zusammensetzt, von denen einige ihren Ursprung sogar weit zurück und ganz am Anfang der südspanischen Geschichte haben. Nämlich bereits vor 3000 Jahren, als die Phönizier das Gebiet des heutigen Andalusien besiedelten.
Flamenco ist im 21 Jahrhundert zur Wissenschaft geworden. – Francisco Benavend
Laut einiger lateinischer Autoren traten bei römischen Festen Tänzerinnen aus Gades (das heutige Cádiz) auf. Bei ihren Tänzen führten sie sinnliche und zuckende Bewegungen aus. Die Tänzerinnen begleiteten ihre Aufführung mit einem Klapperinstrument, welches wahrscheinlich der Vorläufer der heute gebräuchlichen Kastagnetten war.
Nach der Rückeroberung von Ál Andalus durch die Christen wurden die verbleibenden Mauren (einige hunderttausend) in Randgebiete verdrängt, wo sich zu jener Zeit die Calé aufhielten. Die Calé sind ein Zigeunerstamm, der bis heute seine eigene Sprache – den Caló – pflegt. Die heutigen Roma Spaniens, die hier Gitanos heissen, entstammen dem gleichen Blut der Calé und sie sind es, die den Flamenco in Spanien zu dem gemacht haben, was er ist. So vermischten sich maurische Einflüsse mit den Bräuchen der Gitanos. Die Mauren waren es auch, die die Laute als Instrument einbrachten, aus der sich später die Flamenco Gitarre entwickelte.
Im 20 und 21 Jahrhundert
Bis Anfang 20 Jahrhundert galt der Flamenco als arme Leute Vergnügen. Nicht zuletzt deshalb, weil die im 19 Jahrhundert in Sevilla entstehenden Flamenco Cafés – Café Cantante – mit ihren Entgleisungen zur Ablehnung der benachbarten Bevölkerung beitrugen. Diese ausufernden feucht-fröhlichen Gesangs- und Tanzfeste erschwerten im Nachhinein die Annäherung intellektueller Bevölkerungsschichten an dieses kulturelle Phänomen.
Dazu kam der einfache Landstil der Sänger und Tänzerinnen. Das Outfit der Tänzerinnen bestand aus einfachen Landarbeiterkleidern, die kunstvoll mit Rüschen verziert wurden und aus denen im Laufe der Zeit die heute auf jeder andalusischen Feria gängigen Flamencokleider entstanden.
Mit der Ernennung des Flamencokleides zur offiziellen Festkleidung zur Messe in Sevilla 1929, schaffte das Flamencokleid den Sprung in alle Gesellschaftsschichten Andalusiens. Heute ist dieses Festgewand fester Bestandteil andalusischer Tradition.
Durch die entstehenden Peñas (Flamenco Stammtische) in denen der Flamenco auch den Payos (Payos werden von den Gitanos die weissen Nichtzigeuner genannt) zugänglich wurde, breitete er sich rasch über ganz Südspanien aus.
Heute gibt es auch viele Nichtzigeuner, die anerkannte Flamencosänger sind. Ein bekanntes Beispiel ist der aus Madrid stammende Sänger Paco del Pozo.
Wie entstand er?
Flamenco gilt heute als die Volksmusik Andalusiens. Auf jedem Sommerfest in Südspanien ist er präsent. Aber er ist nicht rein Spanisch, sondern in ihm vermischen sich viele Kulturen. Die Einflüsse entspringen der Jahrtausende alten Geschichte Spaniens. So spiegeln sich darin Einflüsse aller Epochen, angefangen bei den Phöniziern, über die islamischen Mauren, bis hin zu den Flamen im 17 Jahrhundert, denen der Ursprung des Begriffs Flamenco zugeschrieben wird.
Einige Einfüsse, die den Flamenco im Laufe der Jahrhunderte zu dem gemacht haben, was er heute ist:
- Die ersten Einflüsse entstammen von den Phöniziern, Griechen und Römern.
- Im Gesang und in der Gitarre spiegeln sich die Einflüsse jüdischer Araber wider.
- Im 15 Jahrhundert bringen Zigeuner aus Indien die typischen Handbewegungen in den Flamencotanz ein, sowie Rhythmus und Musik.
- Ein weniger bekanntes Detail ist der afro-kubanische Einfluss im Flamenco. Im 19 Jahrhundert, als Spanier aus Kuba zurückkehrten, brachten sie damit auch afrikanische Rhythmen mit in den Flamenco.
Obwohl Flamenco im frühen 20 Jahrhundert noch ausschliesslich von den in Andalusien lebenden Zigeunern „Gitanos“ zelebriert wurde, zieht er sich heute durch sämtliche Gesellschaftsschichten der südspanischen Bevölkerung.
In der Kunst
Der Flamenco deckt alle Gefühlsebenen ab. Von der Leidenschaft und der Liebe, über verlorene Liebe, Trauer und Leid, bis hin zum Tod. Von anderen Tänzen und Gesängen hebt er sich dadurch ab, dass er sehr komplex ist in seiner emotionalen Kraft. Flamenco ist längst nicht mehr nur Musik. Viele Künstler fühlten und fühlen sich durch ihn inspiriert. So existieren unzählige Skulpturen und Bilder. Auch der in Málaga geborene Pablo Picasso hat Motive aus dem Flamenco für seine zeitgenössische Kunst benutzt. Und selbst das Museum Ermitage in Russland hat mehrere Gemälde, die den Flamenco zum Thema haben. Auch im Metropolitan Museum in New York gibt es bedeutende Werke hierzu. Wie im Titelbild zu sehen ist, findet er sich auch in der modernen Streetart wieder.
Flamenco ist mehr als regionale Folklore.
Was bedeutet der Name?
Der Ursprung des Begriffs entspringt den belgischen Flamen. Unter Karl III. wurde eine Zigeunerfamilie unter Schutz gestellt, da die Söhne und Väter in der flämischen Armee kämpften. Flamenco ist der spanische Begriff für Flame.
Wo wird er getanzt?
Flamenco wird von Zigeunern bei jeder Gelegenheit getanzt. Bei Hochzeiten und anderen Festlichkeiten dieser Volksgruppe ist er nicht wegzudenken. In den sogenannten Cuevas de Flamenco (gut ausgebaute Höhlen in denen sich Bars und „Tablaos“ befinden) in Granada wird er für Touristen aufgeführt.
Wie wird er getanzt?
Beim Flamencotanz sind alle Teile des Körpers in Bewegung. Oberkörper, Hände und Finger, und selbst die Blickrichtung ist von grosser Wichtigkeit.
So sieht Flamencotanz in Aktion aus
Im folgenden Video sieht man den Flamencotänzer Farruquito. Sein Stil ist atemberaubend, kraftvoll, zügellos und dabei kontrolliert. Von der New York Times wurde Farruquito einmal zum besten Tänzer überhaupt gekürt.
Der Gesang
Der Gesang ist klagend, fordernd und immer am Limit. Flamenco ist klanggewordenes Leid und Drama.
Zur Geschichte
Man kann den Flamenco den Urschrei Spaniens nennen. Denn darin schwingt ja alles mit. Der Schmerz, die Leidenschaft und die Fröhlichkeit. Das fasst es gut zusammen. Man kann vor Glück aber auch vor Schmerz schreien. Paco del Pozo (Spanischer Flamencosänger)
Beim Flamencogesang kommt es vor allem auf die richtige Atemtechnik an. Der Sänger muss seine Stimme gut kontrollieren können. Einzelne Wörter werden zu ausdrucksstarken Gesamtkunstwerken.
Rhythmen und Stilformen
Es existieren über 60 verschiedene Stilformen, Palos und Rhythmen. Wer diese komplexen Strukturen erlernen möchte, muss Talent und einen gewissen Sinn für Dramatik mitbringen.
Welche Gitarre wird benutzt?
Die Gitarre brachten die Araber in den Süden Spaniens. Damit leisteten sie einen entscheidenden Beitrag zur andalusischen Volksmusik.
Die heutige Flamencogitarre geht auf die arabische Laute zurück. Diese speziellen Gitarren haben dünnere Decken und Böden. Für die Anfertigung der handgefertigten Gitarren wird leichtes Zypressen- und Zedernholz verwendet. Viele der in Spanien gefertigten Gitarren werden international exportiert in Länder wie Deutschland, USA oder nach Japan. Manche schaffen es gar bis Indonesien oder Madagaskar.
Spanische Gitarren haben ein ganz besonderen Charakter. (Ein Link zu diesen besonderen Gitarren befindet sich am Ende des Artikels)
Bekannte Sänger
Hier eine Liste bekannter Flamenco Sänger (cantaores) und Flamenco Sängerinnen:
- Camarón de la Isla José Monje Cruz (1950–1992)
- Diego El Cigala Diego Ramón Jiménez Salazar (1968)
- El Lebrijano Juan Peña Fernández (1941)
- Carmen Linares Carmen Pacheco Rodríguez (1951)
- José Mercé José Soto Soto (1955)
- Enrique Morente (1942–2010)
- Estrella Morente Estrella de la Aurora Morente Carbonell (1980)
- Niña Pastori María Rosa García García (1978)
- Manuel Torre Manuel Soto Loreto (1878–1933)
Berühmte Flamenco Sänger haben oft auch berühmte Gitarristen. Einer der berühmtesten und besten Flamenco Gitarristen Spaniens war Paco de Lucía, der den Sänger Camarón de la Isla auf der Gitarre begleitete.
Weiterführende Links
- Hier geht’s weiter zu den Spanischen Gitarren
- Hier geht’s weiter zu den Cajones
- Hier geht’s weiter zu den 6 wichtigsten Tänzen der Grundstufe
In Málaga
Wo kann man Flamenco in Málaga erleben?
Hier einige Tipps:
- Bodega El Pimpi – Jeden Donnerstag Liveaufführungen
- Centro de Arte Kelípe – Tickets für Liveaufführungen in Málaga
- Show im Stadtviertel SOHO (Nahe Hafen Muelle Uno)