Weihnachten in Spanien wird traditionell anders gefeiert als in Deutschland.
In der Nacht des 24. Dezember kommt die Familie zum Familienessen zusammen. Diese Nacht gilt als eine ganz besondere Nacht. Geschenke gibt es jedoch nicht am 24. Dezember vom Weihnachtsmann sondern erst am Morgen des 6. Januar von den heiligen 3 Königen.
Wie heisst Weihnachten in Spanien?
- Weihnachten in Spanien heisst Navidad.
- Feliz Navidad heisst fröhliche Weihnachten.
Wie heisst der Weihnachtsmann in Spanien?
- Der Weihnachtsmann in Spanien heisst Papa Noel.
Aber eigentlich kommt hier kein Weihnachtsmann am Abend des 24 Dezember. Weder Papa Noel, noch Santa Claus und auch kein Weihnachtsmann.
Wie ist Weihnachten in Spanien?
Der Abend des 24 Dezember wird in der Familie zelebriert. Und Familie heisst hier nicht Vater, Mutter, Kinder und Grosseltern. Familie heisst in Spanien zwischen 20 bis 30 Familienmitglieder. Neben den bereits erwähnten Familienmitgliedern kommen zu Weihnachten auch die Onkels, Tanten, Cousins und Cousinen, Neffen und Nichten.
Die unverheirateten und etwas jüngeren Familienangehörigen (wie z.B. Cousins), bringen an einem Jahr ihren Freund oder ihre Freundin mit zur Weihnachtsfeier in die eigene Familie und im darauffolgenden Jahr wohnen sie dann der Weihnachtsfeier im Rahmen der Familie ihres Freundes oder ihrer Freundin bei. So kommt keiner zu kurz.
Die erwähnte Anzahl der Familienangehörigen, die der Weihnachtsfeier beiwohnen, ist nur rein orientnativ. Nach oben sind natürlich keine Grenzen gesetzt.
Der Ablauf des heiligen Abends
Wo findet die Weihnachtsfeier statt?
Der heilige Abend oder die Noche Buena (Gesprochen: notsche buena), wie die Spanier zu sagen pflegen, wird jedes Jahr in den Räumlichkeiten eines anderen Familienmitgliedes gefeiert. Das heisst konkret, wenn die Weihnachtsfeier im vorigen Jahr bei Tante Mari stattfand, wird sie im darauffolgenden Jahr bei Onkel Manolo ausgetragen oder bei Tante Lola oder gar bei Primo Fran.
Das Weihnachtsessen
Traditionell werden an Weihnachten in Spanien (also am Abend des 24 Dezember) Meeresfrüchte verspeist. Dazu gehören auf jeden Fall Garnelen (Gambas) unterschiedlicher Grössen, Miesmuscheln (Mejillones) und Venusmuscheln (Almejas).
Weitere Meeresfrüchte können Tintenfisch (Pulpo), Calamares, Krebse (Cangrejos), Hummer (Bogavante), Entenmuscheln (Percebes – Diese Seltenheit gibt es hauptsächlich in Galizien. Dort wo sie auch geerntet werden.) und einige andere Meeresbewohner.
Ausserdem kann es Mittelmeerfisch geben, wie etwa Rosada, Lubina, Lenguado, Dorada u.ä. Sehr beliebt ist auch der Stockfisch (Bacalao).
Neben Meeresfrüchten und Fisch gibt es ausserdem Fleisch. Das Fleisch wird normalerweise nach dem Fisch serviert. In ganz seltenen Fällen, wenn jemand keine Meeresfrüchte isst (was äusserst selten vorkommt) kann einzelnen Personen das Fleisch anstatt des Fischs gereicht werden. Natürlich gibt es auch in Spanien Vegetarier. Wenn jemand gar keine tierischen Produkte mag, bekommt er einen vegetarischen Teller. Spanier sind entgegen mancher Meinung sehr weltoffen und tolerant.
Die Familie hält zusammen
Auch wenn es wie bei jeder anderen europäischen Familie unter einzelnen Familienmitgliedern zu Meinungsverschiedenheiten kommen kann, halten sie zusammen wie Pech und Schwefel. Spätestens an Weihnachten sitzen alle an einem Tisch. Und nach dem Bankett singen sie zusammen Weihnachtslieder.
So läuft das Weihnachtsessen ab
Die Kleiderordnung
In Spanien zieht man sich zu Weihnachten festlich an. Es sollte also mindestens ein ordentliches Hemd getragen werden. Anzugshose und Jacket sind optional. In manchen Familien tragen die Männer an Heiligabend sogar Schlips und die Frauen Salonkleider. In anderen Familien geht es etwas ungezwungener zu. Aber allen gemein ist, dass der heilige Abend als etwas ganz spezielles betrachtet wird und man sich dementsprechend auch etwas besonderes anzieht.
Was isst man an Weihnachten in Spanien? Der Ablauf und die Speisen
Die Familie trudelt nach und nach am Ort der Festlichkeit ein. Man begrüsst sich herzlich. Im Flur, in der Küche und im Vorraum wird geschwatzt, ein Bier oder ein Wein getrunken und es können bereits kleinere Snacks gereicht werden.
Wenn die ganze Familie zusammen ist, betritt man gemeinsam den Bankettsaal. (Das ist in den meisten Fällen einfach die Stube, die für diese Zwecke hergerichtet wurde.) Man beglückwünscht die Gastgeber zu der gelungenen Tafel und nimmt einen Platz ein.
1. Das Weihnachtsessen beginnt mit Tapas
Es wird Wein gereicht und Tapas. Typisch sind Tapas iberischer Produkte wie Serrano Schinken und iberische Chorizo. Was auch auf keinen Fall fehlt, ist Manchego Käse, der in dünne Dreiecke geschnitten, auf kleinen Tellern serviert wird. Der Manchego Käse kann zur Verfeinerung mit Olivenöl Extra Virgen übergossen sein.
2. Meeresfrüchte und Fisch
Als zweites werden Meeresfrüchte und Fisch gereicht. Es gibt kleine vorgekochte Garnelen, die mit grobem Meersalz überstreut, eiskalt aus dem Kühlschrank serviert werden. Ausserdem gibt es grosse Garnelen, die zuerst vorgekocht und dann würzig angebraten werden. Diese werden heiss serviert und verspeist. Dazu werden die weiter oben erwähnten Meeresfrüchte gereicht.
3. Der Fleischteller
In Spanien wird keine Weihnachtsgans serviert (Es gibt natürlich Ausnahmen). Als Fleischteller ist z.B. das Carne Mechada sehr beliebt, welches aus Schweinefleisch hergestellt wird.
Weitere Beispiele für typisch spanische, weihnachtliche Fleischspeisen:
- Solomillo (Schweinemedaillons)
- Gefüllte Schweinslende
- Hühnchen
- Gefülltes Hühnchen
- Truthahn aus dem Backofen
- Spanferkel
- Lammkeule
4. Weitere Tapas
Nach den grossen Tellern werden weitere Tapas gereicht. Das sind meist Canapés mit Foie, wieder iberische Produkte und Käse, Ensaladilla Rusa, Salate, kunstvoll angerichtete Häppchen, etc.
5. Getränke
Während dem Weihnachtsessen wird kein Bier getrunken. (Ausnahmen bestätigen natürlich wie immer die Regel.) Bier wird nur zur Begrüssung gereicht. Während dem Festbankett wird Wein gereicht. Abwechselnd Rotwein und Weisswein. Für den Durst gibt es klares Wasser. Also keine profanen Getränke wie etwa Coca Cola o.ä.
Zum Fisch gibt es einen guten Weisswein und zum Fleisch wird trockener Rotwein gereicht.
6. Turrón – Süssigkeiten, die man Weihnachten in Spanien isst: Schokolade schliesst den Magen
Zum Abschluss wird der traditionelle Turrón serviert. Turrón ist für spanische Weihnachten so typisch wie an Weihnachten in Nürnberg die Lebkuchen. Turrón gibt es in vielen verschiedenen Ausführungen. Sehr beliebt ist der Turrón aus Mandeln. Ausserdem gibt es schokoladenähnlichen Turrón.
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7. Copas – alkoholische Mixgetränke
Bereits während der Verköstigung des Turrón werden alkoholische Getränke auf den Tisch gestellt. Traditionell zum Turrón und anderem spanischen Weihnachtsgebäck wie den Roscones de Vino, anderen Polvorones und den Mantecaos (Schmalzgebäck) wird Anisschnaps serviert. Ein beliebter spanischer Anisschnaps ist der Anis del Mono (Amazon Link)*.
Als alkoholische Mixgetränke werden Rum Cola, Wodka Cola und natürlich Gin serviert. Ein sehr beliebter spanischer Gin ist der Premium Gin Puerto de Indias.
Wer besorgt die Weihnachtsschlemmereien und richtet das Weihnachtsbankett an?
Die Kosten für das Weihnachtsessen werden unter der Familie aufgeteilt. Jeder bekommt eine Aufgabe. Dabei wird natürlich diskret die finanzielle Lage eines jeden Familienmitglieds in Betracht gezogen.
Onkel Manolo besorgt die Garnelen und bereitet sie zu. Die Cousinen kümmern sich um den Turrón und Tante Mari besorgt das Fleisch und bereitet es zu.
Derjenige oder diejenige Familie, die das Bankett austrägt, kümmert sich um die Gestaltung der Tafel. Dabei unterstützt sich die Familie gegenseitig. Die Vorbereitungen für ein solches Weihnachtsessen beginnen meist bereits einige Wochen vor dem eigentlichen Ereignis. An heilig Abend soll schliesslich nichts schiefgehen.
Die Organisationsstruktur spanischer Familien
Spanische Familien sind technikbegeistert. Von der Cousine über die Tanten und Onkels bis zur Grossmutter haben alle Whattsapp auf ihrem Handy installiert. Über die Familiengruppe bei Whattsapp werden Details besprochen oder kurzfristige Entscheidungen. Hier greift ein Rad ins andere und so manches Unternehmen kann sich von der Organisationsstruktur spanischer Familien noch eine Scheibe abschneiden.
Bräuche zu Weihnachten: Spanische Weihnachtslieder
Bereits während die Copas eingeschenkt und ausgeteilt werden, beginnt man damit, sich auf das Singen der Weihnachtslieder einzustimmen. Spanische Weihnachtslieder heissen Villancicos Navideños. In manchen Familien wird das Singen von Gitarren oder anderen Instrumenten begleitet. Die meisten dieser spanischen Weihnachtslieder kennen die Familienangehörigen bereits auswendig. Für einige Weihnachtslieder, die nicht so gut sitzen, werden Textzettel ausgeteilt.
In gesungener Form hören sich die spanischen Weihnachtslieder dann so an:
Wie lange dauert die Weihnachtsfeier?
Zwischen 21:00 – 22:00 Uhr (frühestens 20:00 Uhr) trudeln die Gäste ein. Ab 22:00 Uhr wird dinniert. Das spanische Weihnachtsessen endet meist nicht vor 02:00 Uhr morgens. Meist sogar später. Nicht selten endet ein spanisches Weihnachtsessen erst gegen 04:00 oder 05:00 Uhr morgens.
Wer bringt die Geschenke in Spanien?
Wenn kein Weihnachtsmann kommt, wer bringt dann die Geschenke am Abend des 24 Dezember?
Am heiligen Abend gibt es in Spanien überhaupt keine Geschenke. Der Abend des 24 Dezember ist ein reiner Familienabend. Hier wird gegessen, getrunken und durch das gemeinsame Fest werden die Familienbande gestärkt.
Bescherung gibt es erst am Morgen des 6 Januar. Am Tag darauf ist die Weihnachtszeit in Spanien offiziell beendet. Die Kinder gehen dann wieder zur Schule und die Eltern zur Arbeit.
Traditionell bringen in Spanien die heiligen drei Könige die Geschenke. Und zwar in der Nacht vom 5 auf den 6 Januar. Üblicherweise steigen sie dafür durch den Schornstein. Wenn das Haus keinen Schornstein hat, kommen sie durchs Fenster.
Weihnachtsgeschenke in Spanien
Wie auch in anderen europäischen Ländern hat sich in Spanien die Art der Geschenke über die Jahrhunderte und Jahrzehnte verändert. Während es vor hundert Jahren noch ein Stück süsse Kohle gab (schwarz gefärbte harte Zuckerbrocken), werden heute je nach Verdienst der Familie Kleidung, Fahrräder, MacBooks und andere digitale Produkte wie iPads und Tablets verschenkt.
Üblicherweise beschenkt jeder jeden. Auch wenn es je nach Verwandtschaftsgrad natürlich Unterschiede in der Preisgestaltung gibt. Das MacBook für den Sohnemann und für die Cousine ein schicker Schal.
Wann ist die Bescherung
Ablauf der Bescherung am 6 Januar
In der Nacht vom 5 auf den 6 Januar stehen die Eltern gegen 04:00 – 05:00 Uhr auf und verstecken die Geschenke in der Stube, wo sie unter dem Weihnachtsbaum abgelegt werden. Um Überraschungen durch neugierige Kinder vorzubeugen, wird die Stube abgeschlossen.
Dann gehen die Eltern wieder zu Bett und am Morgen gegen 10:00 Uhr gibt es dann die Bescherung, die sich bis nach dem Mittagessen hinzieht. Im Laufe des Vormittags können dann noch andere Familienmitglieder auftauchen (Cousins, Tanten, Onkel, etc.), ihre Geschenke verteilen und eigene Geschenke erhalten und der allgemeinen Bescherung beiwohnen.